Partnerschaftsgesuche aus Algerien

Constantine

Die algerische Stadt Constantine sucht eine Partnerstadt für ein Kooperationsprojekt zum Thema „Sanfte Mobilität“ (Walkability). Constantine hat etwa 420.000 Einwohner und liegt im Nordosten Algeriens. Sie gehört zu den ältesten Städten der Welt, ihre Gründung liegt mindestens 25 Jahrhun-derte zurück. Die Stadt erstreckt sich auf einem Felsplateau 649m über dem Meeresspiegel und ist von Schluchten und Brücken umgeben.

Aufgrund der hohen städtischen Dichte und der bedeutenden innerstädtischen Aktivität in den Bereichen Handel und Tourismus, ist das Mobilitätssystem von verschiedenen Fehlfunktionen ge-kennzeichnet. Dazu zählen u. a. Verkehrsstaus, Verschmutzung sowie schlechte Bedingungen im Bereich des Fußverkehrs. Darüber hinaus hat die Covid-19-Pandemie zu neuen Tendenzen in der Mobilität geführt, nämlich zum Anstieg der aktiven Mobilität infolge des Lockdowns, außerdem zur Verringerung der Frequenz der öffentlichen Verkehrsmittel. Es fehlen jedoch Infrastrukturen im Zusam-menhang mit der aktiven Mobilität, wie z.B. Stadtmobiliar, Beschilderungen, eine an Personen mit eingeschränkter Mobilität angepasste Infrastruktur usw. Außerdem bestehen Probleme im Hinblick auf die Fußgängersicherheit durch die unrechtmäßige Nutzung der Gehwege durch den informellen Handel oder parkende Autos, aber auch durch die schlechte Planung von Kreuzungen. Darüber hinaus wird im Bereich der Medina (dem traditionellen Stadtgefüge) des Stadtviertels „Souika“ von Constantine, die zum nationalen Kulturerbe gehört, das touristische und kulturelle Potenzial nicht ausreichend genutzt. Die Stadtwege tragen nicht zum Verständnis und zur Entdeckung dieses Kulturerbes bei. Es besteht ein Bedarf zur Strukturierung der Touristenrundwege und zur Einführung einer Beschilderung zur Orientierung und Erläuterung.

Die Stadt Constantine möchte diese Art der nachhaltigen Mobilität fördern. Diese ist, durch die Reduzierung der Treibhausgasemissionen, mit ökologischen Themen verbunden, mit wirtschaftlichen Themen, z. B. durch die Reduzierung der Transportkosten, sowie mit gesundheitlichen Themen, da dadurch das Ansteckungsrisiko in Pandemiezeiten verringert und Atemwegserkrankungen vorgebeugt werden kann. Die Kommune hat bereits mehrere Pilotmaßnahmen im Hinblick auf die Verbesserung des Fußverkehrs in die Wege geleitet, z. B. eine Erhebung zur Fortbewegung der Bevölkerung, bei der knapp sechshunderttausend Wegstrecken zu Fuß verzeichnet wurden. Im Rahmen der Veranstaltung ALESCO3 „Constantine – arabische Kulturhauptstadt“ in 2015 hat die Stadt zudem einige Autostraßen in Fußgängerzonen umgewandelt sowie unterirdische Bereiche für den Fußverkehr nutzbar gemacht.

Constantine möchte von der Erfahrung deutscher Kommunen und ihrem technischen Know-how in Bezug auf die Evaluierung der aktiven Mobilität und die Konzeption von qualitativen und inklusiven Fußgängerinfrastrukturen profitieren. Darüber hinaus kann das Kooperationsprojekt zur Erreichung der Ziele für nachhaltige Entwicklung (SDGs) der Vereinten Nationen beitragen. Zu den konkreten Projektzielen zählen die Bereitstellung eines Rahmens zum Austausch von Wissen, guten Praktiken und Erfahrungen zur Verbesserung der Bedingungen für den Fußverkehr, die Schaffung von Synergien und der Aufbau einer Partnerschaft zwischen der Kommune Constantine und der deutschen Kommune, die Beratung zur Vorbereitung der Fußverkehrspläne (Aktionsplan) für ein Pilotviertel der Stadt Constantine und die Konzeption eines Touristenrundweges im Bereich der Medina, die Nutzung der Ansätze und Methoden zur Evaluierung von Fußgängerinfrastrukturen (Walkability) der deutschen Stadt sowie der Kapazitätsaufbau im Hinblick auf die Planungsprozesse zur Neugestaltung im Bereich der Infrastrukturen der aktiven Mobilität, die Personen mit einge-schränkter Mobilität berücksichtigen; im Hinblick auf die für die Mobilität in Constantine zuständigen technischen und leitenden Angestellten durch Transfer von Know-how der deutschen Stadt.

 

(Juni 2021)